Dreizehnte Gedächtniswerkstatt
Schüler laden ein zur Sozialen Raumskulptur
Hirsvogelsaal im Tucherschloss
Hirschelgasse 9–11
90403 Nürnberg
Schüler einer 11. Klasse des Dürer-Gymnasiums haben im Geschichtsunterricht zusammen mit dem Lehrer Johannes Uschalt und dem Historiker Peter Zinke Dossiers zu folgenden Themen erarbeitet:
Es wurden Zeitzeugeninterviews und Exkursionen durchgeführt, um genügend anschauliches Material zu sammeln und auszuwerten. Die leitende Frage dabei war: Wie kann die geschichtliche Entwicklung eines Stadtteils und seiner Bewohner anschaulich dargestellt werden?
Im Hirsvogelsaal entwickeln die Schülerinnen und Schüler nun am 28. Juni gemeinsam eine timeline
in Form einer sozialen Raumskulptur. Ziel ist es, den Prozess des Erinnerns sowie die historischen Fakten sichtbar mit Fotos und Anschauungsmaterial in den Raum zu stellen. Bereits die elfte Gedächtniswerkstatt hat auf diese Weise erfolgreich mit den Teilnehmern die unterschiedliche Wahrnehmung von historischen Ereignissen kommuniziert und als Mittel für die Verständigung zwischen den Generationen Geschichte verlebendigt. Die Spuren der Geschichte in Nürnberg werden durch die Zusammenhänge von familiären, sozialen und zeitpolitischen Einflüssen entlang einer gefühlten Zeitachse mit Zeitinseln den Teilnehmern spürbar gemacht.
Wie die unterschiedlichen Themen einander bedingen und oft noch über Generationen hinweg wirken, kann mit dieser Methode erlebt werden. Im Bewusstsein für die Vergangenheit entstehen neue Ideen, die die Zukunft gestalten.
Wegen des begrenzten Platzes mit der Bitte um Voranmeldung unter anjaschoeller@gmx.net. Der Eintritt ist frei!
Zwölfte Gedächtniswerkstatt
Blick in ein reales Zeitfenster – Geführter Spaziergang
Treffpunkt Eingang Obstmarktbunker
Obstmarkt 2
90403 Nürnberg
Es hat sich nun nach einem Jahr Forschungsarbeit und elf Gedächtniswerkstätten herauskristallisiert, dass die Geschichte eines Stadtteiles am idealsten anhand von realen Beispielen darzustellen ist. Es zählen Bilder, Eindrücke, Gespräche mit Zeitzeugen, genauso wie vor Ort zu sein, um aktuelle Impressionen zu erleben.
Für die zukünftige Stadtgesellschaft sind genau diese Potenziale des Erinnerns relevant, um Stadt zu gestalten. Exemplarisch anhand des Hauses Bindergasse 22 werde ich am Donnerstag, den 1. Juni für drei Stunden ein Zeitfenster der ehemaligen Sebalder Steppe
öffnen: Es reicht bis ins 15. Jahrhundert und wir werden in der heutigen Gegenwart in der Bindergass Theke
wieder auftauchen. Denn es war das erste Haus in der Sebalder Steppe
, das nach der Zerstörung wiederaufgebaut wurde; es hat nach 70 Jahren wieder Pioniercharakter und zeigt heute neue architektonische Perspektiven für zeitgemäßes Leben und Arbeiten im Stadtgebiet auf.
Zeitzeugen, Bürger, Politiker, Stadtplaner sind dazu eingeladen, denn es geht um die konkrete Planung und Ausgestaltung des Erinnerungsprojektes Kompass Sebalder Steppe.
Im Anschluss an den Spaziergang treffen wir uns um 18.30 Uhr in der Bindergass Theke
, Bindergasse 22:
Ich bitte für diesen Termin um Rückmeldung bzw. Anmeldung. Danke!
Elfte Gedächtniswerkstatt
Wir wünschen uns Lebendigkeit!
Treffpunkt Heilig-Geist-Spital, Raum 306
Hans-Sachs-Platz 2
90403 Nürnberg
Wie kann die geschichtliche Entwicklung eines Stadtteils und seiner Bewohner anschaulich dargestellt werden?
Mit Daniela Grießinger und Gisela van Beuningen möchten wir einen Nachmittag gestalten, in dem wir die Spuren der Geschichte der Nürnberger betrachten. Die Zusammenhänge von familialen, sozialen und zeitpolitischen Einflüssen werden entlang einer Timeline
den Teilnehmern spürbar gemacht. Wie die unterschiedlichen Themen einander bedingen und oft noch über Generationen hinweg wirken, kann mit dieser Methode erlebt werden. Im Bewusstsein für die Vergangenheit entstehen neue Ideen, die die Zukunft gestalten.
Der Eintritt ist frei!
Daniela Grießinger ist Dipl. Sozialpädagogin sowie Systemischer Coach/Supervisorin/Therapeutin DGSF; Gisela van Beuningen ist Dipl. Heilpädagogin sowie Systemischer Coach/Supervisorin/Therapeutin DGSF.
Zehnte Gedächtniswerkstatt
Vergangenheit und Gegenwart – von der Trümmerschönheit bis zur Architektur der fünfziger Jahre
Treffpunkt Quartiersbüro Altstadt
Hans-Sachs-Gasse 1
90403 Nürnberg
Prof. Manfred Fischer wird uns auf interessante Weise die Strategien und Ideologien des Wiederaufbaus ab 1945 in der Nürnberger Altstadt verdeutlichen. Manfred Fischer war u.a. Hamburger Landeskonservator und Professor für Kunstgeschichte an der Uni Hamburg sowie Lehrbeauftragter an der Uni Bamberg.
Neunte Gedächtniswerkstatt
Führung durch den Obstmarktbunker
Treffpunkt Eingang Rathaus
Obstmarkt 2
90403 Nürnberg
Der 878 Quadratmeter große Luftschutzbunker unter dem Nürnberger Obstmarkt wurde von 1941 bis 1943 von den Nationalsozialisten errichtet. Etwa 850 Personen konnten darin während Luftangriffen gleichzeitig Schutz finden. Unmittelbar nach Kriegsende diente der Bunker als provisorischer Wohnraum für ausgebombte Nürnberger Einwohner und Flüchtlinge.
So unglaublich es aus heutiger Sicht auch klingen mag: Von 1948 bis 1951 wurde der Bunker zudem als eine Art Hotel für ausländische Besucher benutzt, da u.a. wegen der Nürnberger Prozesse die meisten unzerstörten Hotels von amerikanischen Beobachtern, Presseleuten und Teilnehmern der Prozesse belegt waren.
Michael Kaiser, Historiker und städtischer Mitarbeiter, wird uns etwa 90 Minuten lang durch den Bunker führen und einiges zu seiner Geschichte erzählen. Der Eintritt ist frei. Die Begehung erfolgt auf eigene Gefahr!
Achte Gedächtniswerkstatt
Gegenwartsspiel
– Scharnier zwischen Vergangenheit und Jetzt
(Vortrag)
(Spaziergang)
Treffpunkt Büro K. Winter
Neue Gasse 26
90402 Nürnberg
Die Vielschichtigkeit und Mehrdeutigkeit von Orten und Erinnerungen ist uns bewusst, doch immer mehr stellt sich die Frage: Was sehe ich heute, was empfinde ich heute an den Orten? Karsten Michael Drohsel lädt Sie herzlich ein, Ihren Stadtteil neu zu entdecken und zu erfahren, um daraus mithilfe unserer Erfahrungen miteinander ein Gegenwartsspiel
zu entwickeln.
Am Freitag, dem 10. März hören Sie einen Vortrag über zeitgenössische Erinnerungskultur und bekommen eine Einführung in das sogenannte Urbane Spiel
. Am Samstag, dem 11. März schließt sich ein gemeinsamer Spaziergang durch den Stadtteil an, bei dem wir uns mit verschiedenen Orten eingehender beschäftigen werden. Der Eintritt bzw. die Teilnahme ist frei!
Karsten Michael Drohsel betreibt in Berlin ein Büro für Stadtangelegenheiten, ist Stadtplaner, Buchautor (Erinnerungsdiskurse) und Souveneur
.
Siebte Gedächtniswerkstatt
Bunker für Kunst, Kind und Kegel
Historischer Kunstbunker
Treffpunkt Eingang
Obere Schmiedgasse 52
90403 Nürnberg
Im Kunstbunker Nürnberg wurden auf Geheiß Heinrich Himmlers ab Oktober 1938 Kunstwerke der Stadt Nürnberg deponiert, um in einen Luftkrieg, der von den Nazis bereits vorhergesehen war, geschützt zu sein. Doch nicht nur für Kunstobjekte bot dieser Bunker Schutz, sondern auch tausenden Nürnberger BürgerInnen. Mehr als 100.000 ZwangsarbeiterInnen aus der Region Nürnberg war der Zugang zum Luftschutzbunker allerdings verboten.
Neben der Evakuierung zehntausender NürnbergerInnen war der Luftschutz Garant dafür, dass nur rund ein Prozent der Nürnberger Bevölkerung ums Leben kam. Wir bieten eine 75-minütige Exkursion und Führung durch den Kunstbunker an; danach schließt sich eine Diskussionsrunde an.
Der Eintritt ist frei!
Im Anschluss um ca. 16.30 Uhr treffen wir uns im Laden von Birgit Töpfer in der Tucherstraße 5.
Sechste Gedächtniswerkstatt
Tausend Gedanken für den Wiederaufbau
Stadtmuseum im Fembo-Haus
Burgstraße 15
90403 Nürnberg
Ein einzigartiger Ideenwettbewerb von 1947 – der Aufruf des Nürnberger Oberbürgermeisters Hans Ziegler richtete sich ausdrücklich an alle Nürnberger, die ihre Gedanken, Vorschläge und Ideen über den Wiederaufbau ihrer Heimatstadt mitteilen sollten. Nirgendwo sonst in Deutschland konnten die Bürgerinnen und Bürger im Rahmen eines solchen Wettbewerbs ihre Anregungen einbringen. Jeder Vorschlag sollte auf nur einer DIN-A4-Seite präsentiert werden, zu gewinnen gab es Sach- und Geldpreise.
Die persönlichen Angaben zeigen, dass sich Männer und Frauen gleichermaßen beteiligten; die berufliche Bandbreite reichte von Arbeitern bis hin zu Architekten. Über 1.000 Vorschläge gewähren heute auf einzigartige Weise Einblick in die Vorstellungen und Wünsche der Menschen in der Nachkriegszeit – als das alltägliche Leben bereits wieder in Gang gekommen war, die Städte aber noch immer in Trümmern lagen.
Führung (30 Minuten): Krone macht Geschichte – Nürnberg auf einen Blick
, Dominika Kolodziej, Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Stadtmuseum im Fembo-Haus
Vortrag: Ideenwettbewerb von 1947
, Dr. Martina Bauernfeind.
Der Eintritt ist frei!
Sonderformat
Das Bernsteinzimmer
Bernstein-Museum Nürnberg
Tucherstraße 28
90403 Nürnberg
Die Geschichte des Bernsteinzimmers, das auch als das achte Weltwunder
bezeichnet wird, begann vor mehr als 300 Jahren. Als es Zar Peter der Große 1716 im Berliner Stadtschloss in Potsdam sah, war er so begeistert, dass ihm daraufhin der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm das Zimmer im Gegenzug für die Überlassung von 55 Soldaten (späteren Langen Kerlen
) schenkte. Im Mai 1717 trafen 18 Kisten in Russland ein und 1743 wurde es in St. Petersburg im Katherinenpalast aufgebaut.
Nachdem die Wandverkleidungen und das Interieur 1941 als Kriegsbeute der Nazis durch die deutschen Besatzer geraubt und ab 1942 im Königsberger Schloss ausgestellt wurden, sind sie seit der ebenfalls kriegsbedingten Evakuierung des Schlosses im Jahr 1945 verschollen.
Was hat das nun mit der östlichen Sebalder Altstadt zu tun? Da es in Nürnberg auch eine Kunstgalerie mit dem Namen Bernsteinzimmer
gibt, ist es eine Überlegung wert, welche besonderen Zusammenhänge es zwischen dem achten Weltwunder
und Nürnberg geben könnte. Lassen Sie sich überraschen – Herr Horst W. Henn und sein Sohn sind Bewohner des Stadtteils, Betreiber des Bernstein-Museums Nürnberg und werden uns etwas darüber erzählen.
Fünfte Gedächtniswerkstatt
Mythos Trümmerfrau und der deutsche Mann
Citymanagement Nördliche Altstadt
Hans-Sachs-Gasse 1
90403 Nürnberg
In gängigen historischen Abhandlungen wird gerne das teilweise zerstörte Nachkriegsdeutschland beklagt, um gleich darauf die Moral vor allem der Trümmerfrauen
zu loben, die frisch, fromm, fröhlich, frei und beherzt in die Hände gespuckt und die Städte wiederaufgebaut hätten. Historische Dokumente sprechen jedoch eine ganz andere Sprache. Wie etwa ein Brief von Nürnbergs Stadtdirektor von Ende 1945 verdeutlicht, wollte sich selbst gegen Bezahlung so gut wie niemand an der Trümmerbeseitigung beteiligen. Die Bevölkerung musste zwangsverpflichtet werden. Denn das Organisieren des Privatlebens ging natürlich vor.
Wieso dennoch gerade die Trümmerfrau zum Sinnbild des Wiederaufbaus wurde, soll Gegenstand der fünften Gedächtniswerkstatt sein. Daneben soll es um die Befindlichkeit des aus Krieg und Gefangenschaft zurückkehrenden deutschen Mannes gehen, der seine Traumata häufig nicht aufarbeitete, sondern sie autoritär und gewalttätig an Frau und Kindern ausließ.
Moderation: Peter Zinke, Historiker
Zeitzeugen: Eva Rössner, Helmut Steuerwald.
Vierte Gedächtniswerkstatt
Besuch im Stadtarchiv Nürnberg
Stadtarchiv Nürnberg
Lesesaal
Marientorgraben 8
90402 Nürnberg
Wir erforschen die Geschichte der Häuser und ihrer Bewohner z. B. in der Tucherstraße. Dazu laden wir Sie in den Lesesaal des Stadtarchivs, wo uns Herr Dr. Walter Bauernfeind eine Einführung in das Nürnberger Häuserbuch geben wird. In diesem ist die ehemalige Sebalder Steppe bereits vollständig erfasst; es wird nachvollziehbar, wer ab dem 16. Jahrhundert in den jeweiligen Häusern gewohnt hat.
Ein Häuserbuch enthält die Besitzerfolge der Häuser in einer Stadt oder in einem Dorf. In der Regel enthält ein Häuserbuch Angaben über das Jahr des Besitzwechsels, den Kaufpreis, das Angeld, den Namen des Käufers und des verwandtschaftlichen Verhältnisses, wenn gegeben, zum Vorbesitzer (Sohn, Neffe, Schwiegersohn usw.) sowie den Quellennachweis für diese Daten.
(Gekürzte Quelle: Wikipedia)
Dritte Gedächtniswerkstatt
US-Militärregierung in Nürnberg 1945 – 1949
Wolfgangskapelle der Egidienkirche
(Eingang über den Innenhof)
Egidienplatz 12
90403 Nürnberg
Zwischen 1945 und 1949 stand Nürnberg unter der Verwaltung der US-Militärregierung. Diese stand vor vielfältigen Herausforderungen, denn ideologisch waren nach der Machtübernahme und den erfolgreichen Angriffskriegen zwischen 1939 und 1941 etwa 80 Prozent der Bevölkerung zu AnhängerInnen der Nationalsozialisten geworden (siehe S. Padover, Lügendetektor). Dies sollte durch Reeducation-Programme (Wiederaneignung von Bildung) und Entnazifizierungskammern eingedämmt werden.
Daneben herrschten Wohnungs- und Nahrungsmangel und unterschiedlichste Interessen in der Bevölkerung. Die Polizei sollte von Grund auf neu besetzt werden, was jedoch auf erhebliche Schwierigkeiten stieß. Mit historischen Dokumenten sollen in Kleingruppen die Intention der US-Militärregierung und deren Umsetzungsversuche herausgearbeitet werden.
Der Erlanger Kulturreferent Dr. Dieter Rossmeissl wird eine Einführung halten.
Zweite Gedächtniswerkstatt
Kontinuität und Bruch
Wolfgangskapelle der Egidienkirche
(Eingang über den Innenhof)
Egidienplatz 12
90403 Nürnberg
Die Ausgangssituation 1945: zerstörte Altstadt, unterschiedliche soziale und politische Gruppen, Altnazis, Naziopfer, Evakuierte, Kriegsrückkehrer, Zwangsarbeiter, Flüchtlinge oder Antifaschisten. Zum Thema Kontinuität und Bruch bei der Stadtverwaltung Nürnberg wird der Historiker Peter Zinke eine Einführung halten.
Literatur: Neil Gregor, Haunted City
(Heimgesuchte Stadt).